Hauptstadt der Toskana. Ein Ort voller Kunstwerke, die in herrschaftlichen Palästen oder unter freiem Himmel residieren. Eine Stadt, angefüllt mit engen Gassen und unzähligen, eng umbauten Plätzen. Mit freundlichen Menschen hinter kulinarisch, verführerisch angefüllten Ladentheken, die dir an Leckereien verkaufen, was du nur willst, wenn du dich denn entsprechend verständlich machen kannst.
Als Tourist bist du einfach gern in Florenz gesehen und wirst genauso gerne ausgenommen und belächelt. Sofern du den Innenstadtbereich nicht verlässt, wird dir die Stadt auch uneingeschränkt gefallen, und wenn das Wetter mild und trocken sein sollte, während du in der Stadt weilst, wirst du dich auch sehr wohl fühlen.
Der Spätherbst ist eine gut geeignete Jahreszeit, sich die Stadt anzusehen und hier einen Marathonlauf zu absolvieren.
Marathon-InfoHier hat noch einmal alles gepasst, die leichte Nervosität vor dem Start, das hochmotivierende Wetter, die kurzen Wege vom Hotel in der historischen Innenstadt, na und die berühmte Kulisse, die Florenz als Stadt so aufbietet.
Hier wird für dich das Bilderbuch zur Realität, blätterst du dich durch die farbigen Seiten des sonnenbeschienenen Arrangements - nein, du durchläufst es, abeitest dich durch die historischen Epochen und nimmst dabei doch mehrmals Anlauf und Maß, jeweils aus unterschiedlichen Richtungen. Die Schleifen führen dich immer wieder auf den Kern zurück, du lässt dich hier wieder und wieder umjubeln und holst schließlich weit aus, in den natürlich auch hier am Arno schon herbstlich dahingehauchten, sonnendurchfluteten Auen, um endlich in einem jähen Finale die Anstrengung von dir zu lassen.
- Läuferglück nach 42,195 Kilometern, in eine Alufolie gehüllt, sich eine Medaille umhängend nach Wasser und Obst ausschauend. Kein Stress mehr in dem engen Zielbereich, es ist alles vorhanden was man benötigt; die Freunde und die Freude um ein schönes Erlebnis in dessen Mittelpunkt du dich selbst geschoben hast.
Eine Klasse Erfahrung zum Ende eines Jahres, so kurz vor dem Winter und am Ende der Saison. Es ist gut, sich manchmal auch kurzfristig Ziele zu setzen...
Zu der Teilnahme an diesem schönen Lauf hatte ich mich verhätnismäßig spät entschieden, ungefähr sechs Wochen vorher, erst nachdem ich inMünchenAnfang Oktober so gut gelaufen bin.
Es sollte ein Lauf ohne selbstauferlegtes Zeitziel sein, denn dies hatte ich ja bereits inMünchenerreicht. Dennoch war ich im Verhältnis recht schnell und der Lauf hat mir großen Spaß bereitet, ohne dass ich mich hinterher völlig ausgepowert gefühlt habe.
Das hat sicherlich mit der Lust am Laufen zu tun, mit dem während des Laufens permanenten
sich-mit-der-Strecke-beschäftigen, und auch mit dem, was an der Strecke passiert.
Ich bin
ja nicht allein auf der Bahn, da sind Zuschauer, Helfer, Streckenposten, Polizisten, begeisterte
Beobachter und mürrische Ignoranten, die sich von den Straßensperrungen gestört
fühlen.
Da sind Mitläufer die an mir vorbeihasten und andere, die vernehmlich und längst überlastet vor sich hin schnaufen. Helfer an den Verpflegungsstellen schauen glücklich drein, wenn sie mir einen Becher Wasser in die Hand drücken können, vom Streckenrand her dringt mein Name mit französischem oder italienischem Akzent in meine Ohren. Das registriere ich natürlich, damit spiele ich in Gedanken, das lässt aber auch die Zeit schneller verstreichen und lenkt natürlich von den langsam aufkommenden Problemen ab.
Da sind vielfältige Gerüche über der Strecke. Schweiß von jemandem weiter vor mir fällt eher selten auf, kalter Tabakgeruch von irgendwo am Streckenrand schon häufiger. Aber es riecht auch immer wieder interessant nach Essen, Mittag, passt zur Tageszeit. Es riecht nicht wie gelegentlich in Berlin nach Buletten oder Frittierfett, hier duftet es nach Gewürzen, nach einer gelungenen Pizza, nach mir unbekannten Kräutern, und das fällt mir auf, ich finde es interessant, oder besser: exotisch.
Dies alles sorgt für Abwechslung während des Laufs, so wie auch die Strecke hier häufig Veränderungen erfährt. Es sind viele 'harte Schwenks' dabei, mal schlängelt sich die Strecke durch die Bebauung, mal zieht sie sich schnurgerade über mehrere Kilometer dahin. Häufige Richtungswechsel belasten dich beim Laufen, aber geben dir auch immer wieder eine andere Perspektive. Und die will verarbeitet sein.
Hier bewahrheitet es sich wieder: so ein Lauf findet überwiegend im Kopf statt. Dort wird gewonnen, und dort findet auch die Niederlage statt, wenn der Geist dem schwächelnden Körper erste Zugeständnisse macht...
000162 | Kontakt | Startseite | Blog | letzte Änderung: 08.02.2007 © Christian Drews