Fahrradreise in Burkina Faso - Januar 2011

Fahrradreise in den Südwesten von Burkina Faso


Von Stadt und Land
Ausflüge um Ouagadougou
Um Sindou und Banfora
Bobo-Dioulasso und Orodara
Von Hippos und Wasserläufen
weitere Fotos der Reise
Das Hörstück zur Reise (ca. 7 MB)



Von Hippos und Wasserläufen

Über den Verbleib der Flusspferde im Lac de Tengrela spekulieren wir drei Tage lang, bevor wir sie früh am Morgen unserer Weiterreise in Richtung Banfora dann doch zu Gesicht bekommen. Der relativ kleine See liegt etwa einen halben Kilometer von dem Campement Kegnigohi entfernt und den ursprünglichen Plan, am Abend der Ankunft dort noch auf den See hinaus zu rudern und nach den Tieren zu sehen, lassen wir aufgrund der schon fortgeschrittenen Zeit bald fallen.

Seerose

Die Informationen über die scheuen Tiere sind dann an den nächsten beiden Tagen nicht so, dass man sich schon morgens darauf festlegen könnte, am jeweiligen Abend mit dem Boot und einem Führer, der auf jeden Fall obligatorisch ist, auf den See hinaus zu fahren. Zwei besonders Neugierige aber wollen es sich nicht nehmen lassen, sich auch auf eigene Faust auf den See fahren zu lassen. Ohne jedoch etwas von den Tieren zu sehen. Sie sind einfach zu scheu und halten sich offenbar versteckt. Der See stellt kein Schutzgebiet im eigenen Sinne dar, sondern wird intensiv von Fischern aus Tengrela und Umgebung genutzt und ist in einigen Uferbereichen massiv von Fangnetzen durchzogen.

Flusspferde

Hippos sind allgemein schwer auszumachen, da sie nicht direkt unter der Wasseroberfläche mit hektischen Bewegungen schwimmen und quasi keine direkten Spuren an der Oberfläche hinterlassen. Sie schweben aufgrund ihrer Masse und ihrer Trägheit vielmehr im Wasser, schauen mit nicht mehr als ihren Nasenlöchern, den kleinen runden Ohren und ihren riesigen Knopfaugen aus dem Wasser heraus. Der langgezogene Kopf wirkt mit diesen kleinen Erhebungen wie Treibholz auf der Wasseroberfläche und ist daher schnell mal übersehen.

Dem geübten Auge des Fischers entgeht der kleine Unterschied jedoch nicht und so halten wir in der kühlen Luft eines frühen Morgens mit dem Einbaum ganz langsam auf eine Stelle im entfernten hinteren Bereich des Sees an den Rand des Ufers zu, an der sich etwas Treibholz gesammelt zu haben scheint, das sich beim Näherkommen dann eben doch als eine ganze Familie von Flusspferden herausstellt. Misstrauisch werden wir von den großen Augen beobachtet. Die Tiere drehen sich beinah unmerklich auf der Stelle, Ihr Blick folgt uns ohne Unterbrechung, während wir im sicheren Abstand an der Gruppe vorbei gleiten. Immer wieder taucht der eine oder andere Kopf ab und in einiger Entfernung wieder auf, kommt zurück. Offenbar sind auch Jungtiere in der Gruppe dabei, denn das Verhalten einiger der offenbar auch kleineren Tiere wirkt mehr verspielt, als beispielsweise das Verhaltenen anderer, größerer Tiere. So beobachten wir uns schließlich eine ganze Weile gegenseitig, bevor wir langsam wieder Abstand gewinnen und uns zurück ans Ufer bewegen, das teilweise recht dicht mit Seerosen bewachsen ist.

Dieser See scheint eines der wenigen natürlichen Gewässer in der Gegend um Tengrela zu sein. Im Gegensatz zu den kleinen Stauseen in der Gegend von Sindou etwas weiter westlich, die auf der Stauung kleinerer Wasserläufe basieren und die dann auch hauptsächlich der Bewässerung des Baumwoll- und des Reis- bzw. Getreideanbaus dienen. Direkt bei Tengrela aber wird denn auch keine Landwirtschaft im großen Stil betrieben. Das passiert etwa 5 km weiter östlich in der Gegend von Karfiguéla und hier wird im großen Stil das Wasser eines Flusses, der außerdem noch malerisch über den Höhenzug aus Sandstein herunterfällt, zur Bewässerung in ein System von Gräben abgeleitet.

Kaskaden

Der Wasserfall und die oberhalb davon liegenden Kaskaden haben einen Ruf auch weit über die Region hinaus. Als Kaskaden von Banfora ziehen sie Touristen in die Gegend und werden als eine Art kleiner Naturpark geschützt. Wobei dieser Schutz aus nicht mehr als einer Schranke und einer Zufahrtskontrolle zu dem kleinen bewachten Parklatz zu bestehen scheint. Ein Parkplatz direkt an einem kleinen Campement und selbst für Fahrräder muss hier eine Parkgebühr bezahlt werden.

Kaskaden

Nachdem wir uns zunächst in Banfora mit Brot und Gemüse für ein ausgedehntes Picknick später am Tag eingedeckt haben, machen wir uns über die bewässerten Felder bei Karfiguéla auf den Weg zu den Kaskaden und verbringen dort beinah einen ganzen Tag im Schatten der Bäume an den Kaskadenstufen. Das Wasser hat eine angenehme Temperatur zum Baden, es scheint aber als Trinkwasser nicht besonders sauber zu sein. Ein leicht milchiger, etwas ins Bläuliche gehender Schimmer trübt die Klarheit des Wassers aber nur minimal. Den Spaß, sich auf eine der Stufen zu setzen und sich das Wasser der darüber liegenden Stufe über Kopf und Schultern fließen zu lassen, wird auch von Einheimischen genossen. Das Wasser kühlt angenehm, denn die Lufttemperatur liegt am frühen Nachmittag schon wieder irgendwo zwischen 35°C und 38°C. Da kommt es uns schon sehr gelegen, auch einmal einen Tag faul und entspannend hier am Wasser bzw. im Schatten einiger Bäume zu verbringen.

Bei Karfiguéla

Gespeist wird auch dieser Wasserlauf von einem Staubecken, das einige Kilometer weiter nordwestlich bei Moussodougou liegt. Man kann es sich auch gar nicht leisten, die Bewässerung der landwirtschaftlichen Flächen dem Zufall zu überlassen. Während der Regenzeit würde einfach zu viel Wasser ungenutzt verloren gehen, das später im Herbst oder jetzt im Winter dringend gebraucht wird. Die Getreideanbauflächen werden gerade für die nächste Aussaat vorbereitet. Zwei Ernten sind somit im Jahr möglich. Am Rand der größeren Flächen bringen die Leute dann häufig noch ihren kleinen Gemüsegarten für die Familie mit unter, bzw. für den Verkauf auf dem Markt. Auch einzelne Bananenstauden stehen direkt am Rand manch eines der Bewässerungsgräben. So vereinfacht sich die Bewässerung dieser wasserhungrigen Pflanzen natürlich ungemein.

Der Transport des Wassers bleibt auch sonst nicht ohne Verluste. Die Verdunstung ist in der trockenen Luft hoch und überall wo der Bedarf besteht, holen sich die Anwohner das Wasser in großen blechernen Gießkannen direkt aus dem Wasserlauf. Das ist eine harte Arbeit, die in der Regel von Männern gemacht wird, denn die Kannen fassen je ca. 20 Liter und müssen vom Kanal zum Feld getragen werden. Oft zwei Stück gleichzeitig. Manchmal sorgt auch eine motorisch betriebene, transportable Pumpe für die Verteilung des Wassers aufs Feld.

Bewässerung

In der direkten Umgebung unseres Campements in Tengrela kommt von dem Bewässerungssystem jedoch kaum etwas an, immerhin liegt es ja rund fünf Kilometer entfernt. Vertrocknete Reste der längst abgeernteten Hirse- und Maisfelder werden hier weiter auf die Niederschläge der nächsten Regenzeit warten müssen, bevor das nächste Mal ausgesäht werden kann. Den Luxus, Felder unter Wasser zu setzen, bzw. kontinuierlich feucht zu halten, kann man sich nur im direkten Umfeld von Wasserspeichern und den daraus gespeisten Bewässerungssystemen leisten.

Größter Abnehmer des gestauten Wassers aber - und sicherlich auch einer der Gründe für die Existenz der Staubecken - ist die quasi industrielle Produktion von Zucker aus Zuckerrohr am Rand von Bérégadougou. Das Wasser wird mit Beregnern im großen Stil auf die kreisrunden Felder gebracht. Die Zuckerraffinerier sitzt quasi inmitten des Anbaugebiets für das Zuckerrohr.



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